The Rolling Stones sind eine 1962 gegründete englische Rockband. Die Band zählt zu den langlebigsten und kommerziell erfolgreichsten Gruppen in der Rockgeschichte.Ende Oktober 1961 trafen sich Mick Jagger und Keith Richards auf dem Bahnsteig in Dartford in der Grafschaft Kent. Jagger war auf dem Weg zur London School of Economics und wartete auf den Zug nach London. Richards wollte ebenfalls nach London, zum Sidcup Art College. Die beiden kannten sich aus früheren Schuljahren. Jagger trug Schallplatten von Chuck Berry und Muddy Waters unter dem Arm, und sie stellten fest, dass sie die Begeisterung für diese Künstler teilten. Sie verabredeten sich, um Musik zu hören und Rock ’n’ Roll und Blues zu spielen.
Mit ihrer ersten gemeinsamen Band übten sie in den Hinterzimmern der elterlichen Wohnungen und nannten sich „Little Boy Blue and the Blue Boys“. Einer der Blue Boys war Dick Taylor, der später Mitbegründer der Band The Pretty Things war.
Im März 1962 besuchten Mick Jagger und Keith Richards erstmals einen Jazzclub in Ealing, in dem der Bluesmusiker Alexis Korner mit seiner Band Blues Incorporated auftrat. Am 7. April 1962 jammten sie auf der Bühne des Jazz-Clubs in Ealing mit Alexis Korner. Über Korner lernten sie den aus Cheltenham stammenden Gitarristen Brian Jones kennen.
Brian Jones, der sich damals Elmo Lewis nannte, fiel als Gitarrist besonders durch seine Bottleneck-Technik auf. Im Juni 1962 bemühte er sich intensiv darum, zusammen mit dem Pianisten Ian Stewart eine eigene Band zu gründen. Er sprach mit Mick Jagger, der Interesse bekundete, in die Band einzusteigen, sofern seine Freunde aus Dartford Keith Richards und Dick Taylor auch dabei wären. Dagegen gab es keine Einwände, so dass sie sich daran machten, ein Repertoire von R&B-Songs einzuüben.
Brian Jones hatte sich beim Namen Rolling Stones durch die Zeile “I’m a rollin’ stone” im Muddy-Waters-Blues Mannish Boy aus dem Jahr 1956 inspirieren lassen.[3] Diese wiederum wird zurückgeführt auf das englische Sprichwort “A rolling stone gathers no moss.”
Alexis Korners Blues Incorporated spielten inzwischen zweimal wöchentlich im Londoner Marquee Club. Aufgrund eines Aufnahmetermins bei der BBC mussten sie einen für Donnerstag, den 12. Juli 1962 vereinbarten Auftritt absagen. Als Ersatz vermittelte Alexis Korner die Band um Brian Jones. In der Besetzung Mick Jagger, Keith Richards, Brian Jones, Dick Taylor, Ian Stewart und Tony Chapman kamen die Rolling Stones deshalb an diesem Abend zu ihrem ersten Auftritt im Marquee Club.
Dick Taylor verließ Ende 1962 die Rolling Stones und wurde durch den Bassisten Bill Wyman ersetzt. Auch der Schlagzeuger Tony Chapman schied aus. Im Januar 1963 nahm Charlie Watts, den Jones, Jagger und Richards bereits als Mitglied von Alexis Korners Blues Incorporated kannten, die Stelle des Schlagzeugers bei den Rolling Stones ein. Den ersten Auftritt in dieser Formation hatten die Stones am 14. Januar 1963 im Flamingo Jazz Club in Soho. Inzwischen nannten sie sich The Rolling Stones.
Der erste Manager der Stones, Giorgio Gomelsky, ließ die Gruppe in seinem Crawdaddy Club auftreten, der für die nächsten acht Monate zu ihrer Basis wurde. Andrew Loog Oldham, der ehemalige Pressesprecher der Beatles, verschaffte der Band einen Schallplattenvertrag bei Decca und wurde ihr neuer Manager. Noch vor der Veröffentlichung der ersten Single Come On, einer Komposition von Chuck Berry, am 7. Juni 1963, sorgte Oldham dafür, dass Ian Stewart nicht länger Mitglied der Band blieb. Als Pianist und Roadie blieb Ian Stewart den Stones aber bis zu seinem Tod im Jahr 1985 erhalten. Andrew Loog Oldham wollte die Stones als „böse“ Version der Beatles aufbauen und stilisierte sie anfangs als „Droogs“, jugendliche Kriminelle aus Anthony Burgess' Roman A Clockwork Orange.
Nach einem Treffen mit John Lennon und Paul McCartney, die zu einem Stones-Auftritt im Crawdaddy Club in Richmond kamen, überließen diese den Stones ihre Komposition I Wanna Be Your Man. Dieses Stück erschien am 1. November 1963 als zweite Single der Rolling Stones. Am 17. Januar 1964 wurde die EP The Rolling Stones veröffentlicht.
Not Fade Away, eine Komposition von Norman Petty und Buddy Holly, war die nächste Single. Sie wurde am 21. Februar 1964 in Großbritannien herausgebracht. Not Fade Away war auch die erste Veröffentlichung (9. März 1964) der Stones in den USA.
Die erste Langspielplatte The Rolling Stones wurde am 26. April 1964 herausgegeben. In den USA erschien die LP unter dem Titel England’s Newest Hitmakers am 10. Mai 1964.
Vom 6. bis 20. Juni 1964 absolvierten die Stones ihre erste USA-Tournee und nahmen auch erstmals Songs in den Chess-Studios in Chicago auf. Zum Tourneestart wurde in den USA die Eigenkomposition Tell Me als Single veröffentlicht. Jagger und Richards benutzten als Autoren dafür erstmals die Pseudonyme Nanker und Phelge.
Mit der am 26. Juni 1964 veröffentlichten Single It’s All Over Now gelangten die Stones erstmals in Großbritannien an die Spitze der Hitparade. Eine weitere EP erschien am 14. August 1964 unter dem Titel Five by Five mit folgenden Stücken: If You Need Me, Empty Heart, Confessin the Blues, 2120 South Michigan Avenue (benannt nach der Adresse von Chess Records in Chicago[4]) und Around and Around. In Großbritannien gab es für diese EP 200.000 Vorbestellungen.
Zu Beginn ihrer Karriere konzentrierten Mick Jagger und Keith Richards ihre musikalische Tätigkeit hauptsächlich auf Bühnen-Auftritte, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. So bedienten sich die Rolling Stones vornehmlich aus dem Repertoire US-amerikanischer Bluesmusiker wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Willie Dixon, Robert Johnson, John Lee Hooker und Chuck Berry. Aus Gründen der Vermarktung wurden Jagger und Richards von Oldham angehalten, vermehrt eigene Lieder zu verfassen. Anfangs komponierten Jagger und Richards fast ausschließlich Balladen wie As Tears Go By, das, von Marianne Faithfull gesungen, Mitte 1964 zu einem Top-10-Hit in Großbritannien wurde. Dieses Stück wurde 1965 unter dem Titel Con le mie lacrime von den Stones auch auf italienisch eingespielt und in Italien veröffentlicht.
Die nächste Single, das Bluesstück Little Red Rooster, war eine Coverversion und stammte im Original von Willie Dixon. Es ist geprägt durch das Spiel von Brian Jones auf der Slide-Gitarre und Mick Jaggers Mundharmonika.
Ihr erstes selbstverfasstes Lied, das in England die Hitparade anführte, war die am 26. Februar 1965 veröffentlichte Single The Last Time, die sich allerdings nahe an den Gospel This May Be the Last Time anlehnt, der zuerst 1954 von The Staple Singers aufgenommen wurde und später (1957) ein großer Hit der Blind Boys of Alabama war.[5] Es folgte (I Can’t Get No) Satisfaction. Damit schafften die Stones den weltweiten Durchbruch (Platz 1 in Großbritannien und den USA). Im gleichen Jahr erreichte mit Get Off Of My Cloud (22. Oktober 1965) ein weiteres Stück den ersten Platz in den britischen und den US-Charts.
Im Olympia, Paris, gab die Band am 17. April 1965 ein Konzert, weitere Konzerte am 29. März 1966 und am 11. April 1967. Am 11. September 1965 starteten die Rolling Stones ihre erste Österreich-Deutschland-Tournee. Sie gastierten in Münster (11. September 1965, Halle Münsterland), Essen (12. September 1965, Gruga-Halle), Hamburg (13. September 1965, Ernst-Merck-Halle), München (14. September 1965, Circus Krone), Berlin (15. September 1965, Waldbühne) und Wien (17. September 1965, Wiener Stadthalle).
Galten die Rolling Stones gegenüber den Beatles vornehmlich als bessere Liveband (und umgekehrt als die schlechtere Studio-Band), so wurde ihnen inzwischen auch im Liedschreiben eine ähnliche Qualität wie den Liverpoolern attestiert. Das Album Aftermath aus dem Jahre 1966 enthielt ausschließlich eigene Kompositionen.
Die Singles des Jahres 1966 waren 19th Nervous Breakdown (veröffentlicht am 4. Februar 1966), Paint It, Black (veröffentlicht am 7. Mai 1966) und Have You Seen Your Mother, Baby, Standing in the Shadow? (veröffentlicht am 23. September 1966). 1966 erhielt die Band den Silbernen Bravo Otto der deutschen Jugendzeitschrift BRAVO.
Die Rolling Stones waren seit 1963 durchgehend auf Konzertreisen, verbrachten nebenher viele Tage und noch viel mehr Nächte in Tonstudios und waren Ende des Jahres 1966 ziemlich ausgebrannt; insbesondere dem gesundheitlich angeschlagenen Brian Jones fiel es schwer, den Weg in dem vorgelegten Tempo mitzugehen.
Am 13. Januar 1967 wurde Let’s Spend the Night Together mit der Rückseite Ruby Tuesday herausgebracht. Das am 20. Januar 1967 veröffentlichte Album Between the Buttons erreichte in Großbritannien Platz 3 und in den USA Platz 2 der Charts. Die europäische Fassung enthielt die beiden Stücke nicht, stattdessen jedoch Backstreet Girl und Please Go Home. Als die Stones 1967 einen Auftritt in der „Ed Sullivan Show“ hatten, mussten sie aus Rücksichtnahme auf die moralische Haltung der US-Amerikaner den Text der Single in „Let’s spend some time together“ ändern.
Ernsthaftere Probleme sollte es im Laufe des Jahres noch geben. In Keith Richards’ Landhaus Redlands in Sussex fand am Wochenende 11./12. Februar 1967 eine Party statt, an der u. a. der Fotograf Michael Cooper, der Kunsthändler Robert Fraser, George Harrison und Pattie Boyd sowie Mick Jagger und Marianne Faithfull teilnahmen. Nachdem George Harrison und Pattie Boyd die Party verlassen hatten, fand eine Razzia statt. Bei Jagger fand man in England verbotene Amphetamine, welche ein Arzt während eines Aufenthaltes in Italien seiner Freundin Marianne Faithfull verschrieben hatte. Richards wurde wegen Duldung des Konsums von Rauschmitteln in seinem Haus angeklagt. Beiden drohten mehrjährige Haftstrafen. Aufgrund eines vom Chefredakteur der Times verfassten Zeitungsartikels („Who breaks a butterfly on a wheel?“) schlug die Meinung um, so dass lediglich Geldstrafen ausgesprochen wurden. Mick Jagger verbrachte zu Beginn der Ermittlungen eine Nacht im Gefängnis. Die Rockband The Who zeigte sich solidarisch, indem sie die Stones-Songs The Last Time und Under My Thumb aufnahm und als Single veröffentlichte. Im Mai 1967 wurde Brian Jones verhaftet; bei ihm fand die Polizei Tabletten, Marihuana und Kokain-Spuren. Mit der Auflage, sich in professionelle Hilfe zu begeben, wurde er gegen eine Kaution freigelassen.
Zwischen den Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen gingen die Stones auf eine weitere Europa-Tournee (25. März bis 17. April 1967), in deren Verlauf sie zum zweiten Mal in Deutschland auftraten: am 29. März 1967 in Bremen (Stadthalle), am 30. März 1967 in Köln (Sporthalle), am 31. März 1967 in Dortmund (Westfalenhalle) und am 1. April 1967 in Hamburg (Ernst-Merck-Halle).
Stücke, die auf den USA-Veröffentlichungen von Aftermath und Between the Buttons nicht enthalten waren, drei neue Lieder (My Girl, Ride on Baby und Sittin’ on a Fence) sowie einige Singles befanden sich auf dem Album Flowers, das am 15. Juli 1967 herausgegeben wurde.
Am 20. August 1967 veröffentlichten die Stones We Love You. Der Song beginnt mit Schritten und dem Zuknallen einer Zellentür sowie einem Piano-Intro von Nicky Hopkins. John Lennon und Paul McCartney sind im Backgroundchor zu hören. Offiziell wurde verkündet, dass es sich bei dem Song um einen Dank der Stones an ihre Fans handelte. Wahrscheinlich verhöhnten sie mit We Love You jedoch wohl eher die einschlägige Boulevardpresse, welche sich an den Razzien und Verhaftungen ergötzte.
Beeinflusst von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band der Beatles und dem Zeitgeist Jumpin’ Jack Flash, erschienen am 24. Mai 1968, wurde ein weiterer Hit für die Stones. Ende 1968 wurde Beggars Banquet veröffentlicht. Die LP enthält Country Blues, Rhythm and Blues und Rock.
Am 11. Dezember 1968 fand in London der „Rolling Stones Rock and Roll Circus“ statt. Es handelte sich dabei um eine Show, die für das Fernsehen aufgezeichnet wurde. Zum R&R-Circus luden die Stones unter anderem John Lennon, The Who, Jethro Tull und Taj Mahal ein. Die Show wurde durch Feuerschlucker und Artisten ergänzt. Die Rolling Stones entschieden sich gegen die Ausstrahlung der Sendung, da sie mit ihrem eigenen Auftritt nicht zufrieden waren. Erst 1995 wurde das Projekt auf CD und DVD veröffentlicht.
Aufgrund der persönlichen Probleme von Jagger, Richards und insbesondere Brian Jones, der infolge seines starken Drogenkonsums schon länger körperlich in keiner guten Verfassung mehr war, hatten die Stones bereits seit mehr als zwei Jahren kein Konzert mehr gegeben. Der vorbestrafte Jones verließ die Band am 8. Juni 1969 auf Drängen von Jagger und Richards. Er plante, eine neue Band zu gründen, doch dazu kam es nicht mehr: Am 3. Juli 1969 ertrank er unter bis heute ungeklärten Umständen bei einer Party in seinem Pool. In Spielfilm „Stoned“ von Stephen Woolley aus dem Jahr 2005 wird behauptet, dass der Bauunternehmer Frank Thorogood auf seinem Sterbebett 1993 zugegeben habe, Brian Jones ertränkt zu haben. Das zwei Tage später zur Einführung des neuen Gitarristen Mick Taylor – er kam von John Mayalls Bluesbreakers – geplante Free Concert im Londoner Hyde Park wurde zur Gedenkveranstaltung für Brian Jones. Vor etwa 250.000 Menschen trug Jagger im Gedenken an Brian Jones ein Gedicht von Percy Bysshe Shelley vor, ließ hunderte von Schmetterlingen in die Nachmittagssonne aufsteigen und sang zum ersten Mal live den neuen Nummer-eins-Hit der Stones: Honky Tonk Women.
Im November 1969 wurde Let It Bleed als Nachfolgealbum von Beggars Banquet veröffentlicht. Im selben Monat begann nach zweieinhalbjähriger Bühnenabstinenz eine erfolgreiche US-Tournee. Das Album Get Yer Ya-Ya’s Out beinhaltet Liveaufnahmen dieser Tournee aus New York. Die Eindrücke dieser Tournee wurden durch die Ereignisse auf dem nordkalifornischen Altamont Free Concert vom 6. Dezember 1969 getrübt. Bei diesem kurzfristig umorganisierten Konzert, zu dem etwa 300 000 Menschen kamen und an dem auch Jefferson Airplane, Santana, Crosby, Stills, Nash & Young und die Flying Burrito Brothers teilnahmen, starben vier Menschen. Der 18-jährige Meredith Hunter wurde durch einen der als Ordner angeheuerten Hells Angels direkt vor der Bühne, angeblich in Notwehr, erstochen. Er soll mit einer Pistole in Richtung der Bühne gezielt haben. Dieser Vorfall wird im Rückblick als ein Wendepunkt in der Geschichte der überwiegend friedvollen Love-and-Peace-Generation betrachtet. Ein Film über die US-Tournee wurde durch Albert und David Maysles gedreht und kam unter dem Titel Gimme Shelter in die Kinos.
Anfang der 1970er lief der Plattenvertrag der Rolling Stones mit Decca Records aus. Außerdem trennte sich die Gruppe von Manager Allen Klein. Die Rechtsstreitigkeiten über die Vertragsauflösung mit ihm zogen sich in der Folge über viele Jahre hin. Tatsächlich waren die Rolling Stones in dieser Zeit finanziell schlecht gestellt, da Decca die Rechte an allen bis dahin veröffentlichten Stücken besitzt. Aufgrund der hohen Steuerbelastungen in England verlegten die Rolling Stones ihre Wohnsitze nach Südfrankreich und gründeten ihr eigenes Plattenlabel: Rolling Stones Records – mit der inzwischen weltbekannten roten Zunge als Markenzeichen, die entgegen landläufiger Meinung nicht von Andy Warhol, sondern von John Pasche entworfen wurde. Die Stones-Zunge wurde zum ersten Mal 1971 auf der Innenhülle des Albums Sticky Fingers veröffentlicht.[6] Durch das eigene Plattenlabel wurde eine größere Unabhängigkeit von den großen Plattenfirmen erreicht, und die Rechte aller folgenden Veröffentlichungen lagen bei der Band selbst, wodurch sich die finanzielle Lage der fünf Musiker, vor allem aber der zwei Songschreiber Jagger und Richards, schnell verbesserte.
Im April 1971 wurde das von Kritikern gelobte Album Sticky Fingers veröffentlicht. Für neue Impulse sorgte der mittlerweile fest in die Band integrierte Mick Taylor.
Im Keller der von Keith Richards gemieteten Villa Nellcôte im südfranzösischen Villefranche-sur-Mer entstand wenig später das Doppelalbum: Exile on Main St..folgend nahmen die Stones ein psychedelisch geprägtes Album auf: Their Satanic Majesties Request (8. Dezember 1967).
